Umsonst.

 Birgit Dörnen
 12 Januar 2018
 allgemein

Was als „wichtig“ hervorgehoben werden soll, steht entweder am Anfang oder am Ende eines Satzes. So habe ich es im Deutschunterricht mal gelernt. „Ich will dem Durstigen von der Quelle des lebendigen Wassers geben – umsonst“, sagt Gott.

Die, die in Seinem Namen das Wasser weiterreichen, wollen es gut und kompetent machen. Ausbildungen, Fortbildungen, Kurse – das kostet heute. Seelsorge kostet. Coaching kostet. Referenten, Fremdredner, Pastoren – kosten. Je weiter gebildet, je mehr. Gute Musik kostet. Bilder und Kunst kosten. Ist das Wasser des Lebens kostenlos, aber das Transportmittel nicht mehr? Haben wir unsere Gefäße in ein markwirtschaftliches System von Umlagen, Abgaben oder Mietregelung gezwängt, bei dem es am Ende auch nicht mehr viel zu verschenken gibt? Und wer zahlt letztlich die Zeche, wenn wir beim Endverbraucher doch bei dem „umsonst“ landen wollen? Denn das ist uns ja immer noch bewusst: das Evangelium, das Heilwerden an Seele und Geist und das Jesus-ähnlicher-werden sollten in Gottes Namen weitestgehend „for free“ bleiben. Wer fängt an, dieses System zu hinterfragen und ihm mal einen Dämpfer zu versetzen?

Ein paar Mutigen kann man tatsächlich begegnen: der Therapeutin, die ganz bewusst arme Menschen nimmt, weil sie selbst einmal als Bedürftige Seelsorge brauchte. Der Organisation, die auf Spendenbasis Gemeindemitarbeiter zu guten Schulungen einlädt. Der Familienfrau, die sich durch Verzicht auf Eigenständigkeit durch eigenes Gehalt wichtige Zeit für ihr Ehrenamt und Menschen in der Nachbarschaft teuer erkauft. Tatsächlich frage ich mich ernsthaft seit Jahren, wann mal jemand auf einen Hausfrauen-Rabatt für gute Kongresse kommt. Da ist eine aussterbende Spezies, mit den größten Ressourcen an Zeit und Kraft für Menschen und Kirche, die man zurüsten und senden müsste. Mit dem schwersten Zugang zu Ermutigung und Stärkung. – Wenn nicht jemand von weiter oben das System durchbricht und einfach seine Kompetenzen auch umsonst weiterreicht. Was für ein Segen würde fließen…

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